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Deutscher Vorsitz der Internationalen Allianz zur Holocaust-Erinnerung (IHRA) 2020/2021

Logo of the German Chairmanship of the International Holocaust Remembrance Alliance 2020-2021, © Federal Foreign Office
Am 3. März 2020 übernimmt Deutschland für ein Jahr den Vorsitz der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken (International Holocaust Remembrance Alliance, IHRA). Die IHRA ist das führende Netzwerk aus Regierungsvertretern und Fachleuten und hat zum Ziel, Regierungen und Fachleute zusammenzubringen, um Aufklärung, Erinnerung und Forschung im Bereich des Holocaust zu fördern, voranzubringen und zu unterstützen und die Verpflichtungen der Erklärung des Stockholmer Internationalen Forums aus dem Jahr 2000 aufrechtzuerhalten.
Die IHRA wurde 1998 vom damaligen schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson ins Leben gerufen. Anlässlich des 55. Jahrestags der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau waren 46 Staaten auf dem Stockholmer Internationalen Forum über den Holocaust im Jahr 2000 vertreten. Eines der zentralen Ergebnisse der Konferenz war die Erklärung von Stockholm. Sie ist das Gründungsdokument der IHRA. Darin wird unterstrichen, dass die Beispiellosigkeit des Holocaust für alle Zeit von universeller Bedeutung sein wird und dass der Holocaust die Zivilisation in ihren Grundfesten erschüttert hat. Sie enthält eine Reihe von Verpflichtungen im Hinblick auf das Erinnern an den Holocaust, die Aufklärung nachfolgender Generationen über die tragischen Ereignisse der Vergangenheit und die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, um auf eine Welt ohne Völkermord hinzuarbeiten. Heute zählt die IHRA 34 Mitgliedländer, welche sich alle sich zu der gemeinsamen Verpflichtung bekennen, den Opfern des Holocaust zu gedenken und diejenigen zu ehren, die Widerstand gegen ihn geleistet haben.
Die IHRA ermittelt weltweit die drängendsten Fragen in Bezug auf die Nachwirkungen des Holocaust und beleuchtet sie näher, was Fachleuten und Politikern zugutekommt, und unterstützt praktische Maßnahmen, mit denen diese Themen angegangen werden können. Sie bietet ihren Mitgliedsländern ein kritisches Forum für den Austausch über ihre jeweiligen nationalen Erfahrungen und für die Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten, um gemeinsam international bewährte Verfahren zu entwickeln, die nationale Gegebenheiten nicht außer Acht lassen. Zweimal jährlich kommen mehr als 200 Fachleute und Politiker aus über 40 Ländern zusammen, um über politisch relevante Themen mit Bezug zum Holocaust zu debattieren und die Auseinandersetzung mit ihnen zu fördern.
Wir befinden uns heute an einem kritischen Punkt. Die Zahl der antisemitischen Übergriffe ist 2018 im Vergleich zu 2017 weltweit um 13 % gestiegen, wobei laut einer jährlichen Studie die meisten Vorfälle 2019 aus großen westlichen Demokratien, darunter die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich, Großbritannien und Deutschland, gemeldet wurden.
Schwerpunkte des deutschen IHRA-Vorsitzes
- Bekämpfung der Verfälschung des Holocaust. Es ist wichtig daran zu erinnern, dass die Verfälschung des Holocaust gewalttätigeren und gefährlicheren Formen der Leugnung des Holocaust und Antisemitismus Raum geben kann. Daher ist eine politische Abstimmung auf internationaler Ebene zwingend notwendig, um der zunehmenden Verfälschung des Holocaust sowie dem wachsendem Antisemitismus entgegenzuwirken.
- Unterstützung der Erklärung der Ministerkonferenz der IHRA 2020, welche am 19. Januar 2020 von Ministern und hochrangigen Regierungsvertretern aus 35 Ländern sowie Leitern internationaler Organisationen angenommen wurde. Sie besteht aus 14 Maßnahmen und umfasst Verpflichtungen zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Ehrung des Andenkens der Opfer und Überlebenden des Holocaust und des Völkermordes an den Sinti und Roma.
- Förderung von Empfehlungen für den Unterricht über den Holocaust, verfügbar in mehr als 20 Sprachen. Sie stellen eine Grundlage für Politiker, Herausgeber von Lehrbüchern, Entwickler von Lehrplänen, Schuladministratoren sowie Lehrer und Pädagogen dar, um:
- Wissen über den Holocaust zu entwickeln, Genauigkeit im Hinblick auf individuelles Verständnis und Wissen sicherzustellen und ein Bewusstsein für die möglichen Folgen von Antisemitismus zu schaffen;
- ein positives Lernumfeld für den Unterricht über den Holocaust zu schaffen;
- differenziertes Denken zu fördern, was auch die Befähigung zur Bekämpfung von Leugnung und Verfälschung beinhaltet;
- einen Beitrag zur Bildung im Bereich Menschenrechte und Verhinderung von Völkermord zu leisten.
- Förderung der Annahme der IHRA Arbeitsdefinition zu Antisemitismus unter den Mitgliedsländern und darüber hinaus.